"Der Schattenwanderer", Berlin, 2013
"Beim erneuten Betrachten eines der Fotos, ließ ich mich von meiner Geruchsphantasie
verführen. Ich trat in einen Raum ein, der nach dem damaligen Lieblingsduft der Frauen
duftete, die Männer liebten, die nach herbem Rasierwasser und Tabak rochen. Jasmin, die
weiße Blume mit dem süßen Duft des Vergessens.
Aber auch nach der blauen Stunde und
anderen orientalischen Wohlgerüchen duftete es hier. Düfte, die die Tage und Nächte mit
Versprechungen füllten und betörten.
Ich schrieb das alles auf, hielt es für einen möglichen
Beginn. Jasmin, die gewöhnliche Blume, L'Heure Bleue von Guerlain, ein spielerisches
Entree in das Jahr 1912. Alles war so halb dunkel, man würde später sagen, romantisch im
Jugendstil eingerichtet, wenn man eine Stube jener Zeit beschreiben würde. Am Fenster saß
eine junge Frau auf einem mächtigen Sofa, die ein Buch las.
Es herrschte eine stille Ordnung
und eine glänzende Sauberkeit, von den Gemälden an der Wand her schauten grimmig und
herausfordernd Götter und Helden auf die Außenwelt herab. Auch der Kaiser am Kamin
schien mit dieser Welt nicht zufrieden zu sein. Nur das Gesicht der alten Frau auf dem ovalen
Bild strahlte Demut aus.
Es war die Gegenwart des Vergangenen in der Vergangenheit. Das
Bild im Bild. Es fehlte auch nicht an Spiegeln, großen und kleinen Silberflächen, die
Raumabschnitte aus verschiedenen Perspektiven ins Unendliche wiederspiegelten.
Auch die
lesende Frau verdoppelte sich mit Buch und Schmuck. Sie war so tief in die Lektüre
versunken, dass man glauben konnte, dass sie nicht posierte, sondern von einem, auch für sie,
unsichtbaren Fotografen in dieser geistigen Haltung belichtet worden sei. Aber sie posierte,
denn es war die Zeit des Posierens, nicht nur, aber vor allem vor dem Fotoapparat..."
Den gesamten Auszug der Erzählung können Sie hier als PDF downloaden.
"Literarische Fetzen - Für Musik & Tanz"
"Ouvertüre
Heute will ich
tanzen, tanzen.
Wie Nijinski im Sitzen tanzen.
Auf dem Seil der Liebe
Zwischen Himmel und Erde
Tanzen auf den Wasser
Tanzen ums Feuer
Und fröhlich singen
Ein dionysisches Lied.
Den gesamten Auszug der Erzählung können Sie hier als PDF downloaden.